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Das Wesen der Kaninchen

Veröffentlicht am 24.01.2019

Soziale Haustiere mit hohen Ansprüchen

Das Hauskaninchen wirkt einfach und pflegeleicht, doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Alle Kaninchen sind sehr soziale und anspruchsvolle Tiere. Wer sich als Halter einmal mit diesen Ansprüchen befasst, der kann seinen Kaninchen ein gutes Leben ermöglichen, schwierig ist die artgerechte Kaninchenhaltung nicht. Optimal ist es, sich bereits vor der neuen Lebensgemeinschaft mit Kaninchen gründlich über diese zu informieren.

Heutige Hauskaninchen sind im Wesen noch identisch mit Wildkaninchen, die als größere Gruppe Kolonien bilden. Dabei ergänzen sich die Tiere, müssen aber auch ihren Raum haben, um einander aus dem Weg zu gehen. In einer Kolonie können hunderte Kaninchen zusammenleben, die ein ausgedehntes Tunnelsystem mit einem zentralen Kessel und vielen Fluchtwegen anlegen. Das Buddeln ist eines der wichtigen Grundbedürfnisse der Kaninchen, womit Kaninchenbauten ständig wachsen.

 

Es ist allerdings nicht so, dass Wildkaninchen alle miteinander befreundet sind. Starke Rammler beanspruchen Reviere, die sie sich erkämpfen und verteidigen. Viele der Jungtiere respektieren den Rangobersten nicht und werden vertrieben, womit Inzucht vermieden wird. Aber auch weibliche Kaninchen können einander angreifen und die Rangordnung auskämpfen. Das kommt besonders häufig zur Paarungszeit vor, da es im Kaninchenbau nicht genügend Nesthöhlen für alle Häsinnen gibt. Rangniedere Tiere müssen ausweichen und legen sich nur einen kurzen Tunnel mit Nesthöhle an, der jedoch keine Fluchtmöglichkeiten hat. Rangniedere Kaninchen sind also innerhalb beider Geschlechter benachteiligt.

 

So ist es auch bei heutigen Hauskaninchen, dass diese zum einen die Gesellschaft anderer Hauskaninchen benötigen, sich aber nicht automatisch miteinander verstehen.

Kaninchen nie alleine halten

 

Ob Wild- oder Hauskaninchen: Die geselligen Tiere brauchen unbedingt Artgenossen, mit denen sie mal zusammen liegen oder einander putzen können. Kaninchen leiden, wenn sie nicht wenigstens einen Artgenossen haben. Der Mensch oder andere Tiere sind kein gleichwertiger Ersatz.

 

Das heißt jedoch nicht, dass man Kaninchen beliebig zusammensetzen darf. Gerade Rammler auf beengtem Raum können sich harte Kämpfe liefern. Aber auch weibliche Kaninchen können einander bekämpfen. Es kommt vor, dass dominante Weibchen selbst den Rammlern gut zusetzen. Das Problem kann während der Paarungszeit oder bei Scheinträchtigkeit sehr viel schlimmer werden. Ein schwangeres Kaninchen zieht sich immerhin zurück und verteidigt die ersten Wochen das Nest mit den Nesthockern gegen jedes andere Kaninchen.

 

Perfekt ist es, wenn ein Rammler mit ein oder zwei weiblichen Kaninchen gehalten wird. Dominante Tiere ergänzen sich häufig mit weniger dominanten Kaninchen, womit sie sich eher verstehen, als wenn beide Kaninchen sehr dominant sind. Wenn ein sehr großer Freilauf mit mehreren Kaninchenställen bereitsteht, dann können auch größere Gruppen gebildet werden. Die Tiere können sich genügend aus dem Weg gehen und können innerhalb vom Auslauf eigene Kleinreviere bilden.

Kastrieren ist notwendig

 

Rammler verstehen sich untereinander nicht so gut, wenn nicht auf genügender Fläche auch genug Häsinnen sind. Auch ein Kastrieren kann das nicht komplett lösen. Dieses ist in jedem Fall notwendig, auch damit die Tiere weniger markieren. Unkastriert rammeln Kaninchen die Unterlegenen viel häufiger. Das passiert nicht allein zur Fortpflanzung, sondern meistens geht es um die Regelung der Rangordnung und kommt deswegen selbst bei kastrierten Rammlern oder Häsinnen vor. Auch beim Vergesellschaften berammeln die Tiere sich ausgiebig, was aber ganz normal ist.

 

Bei den Häsinnen, die nicht laufend gedeckt werden sollen, ist das Kastrieren ebenfalls besser. Zum einen haben die Tiere weniger Probleme während der Paarungszeit. Zum anderen können einige Erkrankungen mit häufig tödlichem Ausgang nicht ansetzen. Wenn weibliche Kaninchen nicht Jungtiere haben sollen, dann ist ein Kastrieren schlichtweg gesünder.

 

Da es viel mehr Kaninchen als Halter gibt und immer noch viele eine Kaninchenzucht als Hobby betreiben, ist es unverantwortlich, als Hobbyhalter noch weitere Kaninchen in die Welt zu setzen. Das gilt auch für andere Haustierarten, dass ein generelles Kastrieren aus diesen und weiteren Gründen für beide Geschlechter sehr sinnvoll ist.

Kaninchen aneinander gewöhnen

 

Wer zu einem Einzeltier oder einer Gruppe neue Kaninchen setzt, der soll sich sehr sicher sein, dass die Neuzugänge gesund und geimpft sind. Die Kaninchen müssen als Erstes beim Kennenlernen ihre Rangordnung festlegen. Es gibt den Tipp, den Neuzugang erst einmal in einem Kaninchenkäfig in den Freilauf zu stellen, damit sich die Tiere riechen können. Kritiker erklären jedoch, dass die Kaninchen so voneinander getrennt sind und dadurch eher Feindschaften aufbauen.

 

Es ist meistens besser, die Tiere mit genügend Ausweichmöglichkeiten in einem für alle Tiere unbekannten großen Auslauf mit genügend schmackhaftem Frischfutter aneinander zu gewöhnen. Da es für Kaninchen eine Ruhezeit ist, wäre die Mittagszeit für den Erstkontakt optimal. Die Tiere haben mit dem Frischfutter eine angenehme Ablenkung und erleben den Moment dadurch vielleicht schon positiver. Dennoch werden sie sich im Normalfall die ersten Tage jagen, berammeln und möglicherweise auch beißen. Solange das nicht überhandnimmt, ist das normal. Nur dann, wenn ein Kaninchen sich komplett absondert, Verletzungen hat oder es einfach gar nicht geht, sollte die Vergesellschaftung abgebrochen werden. Wenn die Tiere aber erst einmal ein paar Tage aufgebracht jagen und balgen, dann ist das nicht weiter schlimm. Es dürfen aber nicht unausgewachsene Jungtiere mit adulten Kaninchen vergesellschaftet werden, da diese sich nicht genügend wehren können.

 

Wenn die Kaninchen sich nach einigen Tagen verstehen, können sie in den eigentlichen Kaninchenstall zurückgebracht werden. Damit dieser nicht direkt durch die vormals schon heimischen Kaninchen als Revier verteidigt wird, kann er gründlich gereinigt werden. Die Vergesellschaftung der Kaninchen sollte nach ein paar weiteren Tagen überstanden sein.

 

In freier Natur könnte das unterlegene Kaninchen einfach rennen und sich an anderer Stelle ansiedeln. In einem Kaninchenauslauf mit vielleicht 10 m² ist das nicht möglich. Gut ist es, wenn jeder Unterschlupf zwei Ausgänge hat. Es ist im Übrigen normal, dass Kaninchen in diesen Situationen markieren. Dieses Markieren gehört bei Kaninchen zur Verständigung und macht einen Großteil ihrer Kommunikation aus. Gerade in den unterirdischen Bauten, bei Nacht oder auf Entfernung riechen sich die Tiere und können bereits auf die Artgenossen angemessen reagieren. Wenn sie sich nach dem Vergesellschaften verstehen, sind die meisten Kaninchen weitgehend stubenrein und benutzen ihre Kaninchentoilette.

Der Mensch und sein Kaninchen

 

Wie bereits bemerkt, brauchen Kaninchen immer wenigstens einen Artgenossen. Auch wenn es äußerlich so wirken mag, verstehen Kaninchen und Meerschweinchen sich sprichwörtlich nicht, wodurch das Meerschweinchen massivem Stress ausgesetzt ist. Auch ein sehr fürsorglicher Mensch ist kein gleichwertiger Ersatz für ein anderes Kaninchen. Menschen werden durchaus in die Gruppe aufgenommen und zum Spielen oder Putzen und Schmusen aufgefordert. Sehr zahme Kaninchen können einem auf den Schoß springen und kommen einem entgegen, wenn es Futter gibt. Aber all das muss sich der Mensch verdienen, wichtig ist, dass man seine Kaninchen versteht.

 

Besonders leckeres und auch haltbares Frischfutter wie Möhren kann immer als kleine Belohnungen gegeben werden. Gerade dann, wenn die Kaninchen ihren Menschen noch kennenlernen müssen, gehen sie erst einmal auf Distanz. Wichtig ist, dass die Kaninchen ausweichen dürfen und man sie nicht jagt und hoch nimmt. Kaninchen wollen als Fluchttiere Bodenkontakt. Damit soll man sie nicht an Ohren oder dem Nackenfell hoch reißen, was für adulte Kaninchen zudem schmerzhaft ist. Man legt sie sich besser auf den Unterarm oder den Schoß, wo sie „Bodenkontakt“ haben und ihnen nichts weh tut. Beim Hochheben wird wenigstens eine Hand das Kaninchen von unten anheben.

 

Der Mensch muss die ersten Tage und Wochen also erdulden, dass er seine Kaninchen nur mit etwas Sicherheitsabstand sieht und soll immer etwas Leckeres, aber keine Dickmacher, anbieten. Gerade in diesen ersten Wochen ist es wichtig, sich viel Zeit zu nehmen und übereifrige Kinder auf Abstand zu halten. Wer gerne liest oder mit dem Notebook unterwegs ist, der setzt sich einfach in den Kaninchenraum und wird mehr und mehr akzeptiert.

 

Kaninchen können auf diese Weise ähnlich interessante und zahme Haustiere wie Katzen und Hunde sein und viele Kaninchenhalter wissen, weswegen sie immer Kaninchen haben werden. Zudem lassen sich Kaninchen als Vegetarier mit besserem Gewissen füttern.

Copyright und Autor: Robert Brungert

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